Spaß am Schach in Leegebruch

Regionalliga Nord 17/18 – 7. Spieltag

„Viel besser als erwartet“

So schnell sind zwei Wochen rum. Gerade erst haben wir noch das Lokalderby gegen den SC Oberkrämer bestritten und nun folgte am 25.02.18 direkt das nächste Derby: Es ging für uns nach Oranienburg, wo wir gegen deren dritte Mannschaft antreten durften. Die Anreise verlief problemlos und war so lang wie immer. Es kam zu folgenden Begegnungen:

Brett 1: Felix Teichert (1990)                  –    [Uwe Sucher (1918)]

Brett 2: Rainer Witthuhn (1786)               –    Robin Leonard Straßburg (1682)

Brett 3: Justin Schröder (1612)               –    Manfred Schulz (1670)

Brett 4: Ralf Sawinsky (1645)                    –    Frank Wessel (1595)

Brett 5: Christopher Luthardt (1527)   –    Norbert Grabowski (1626)

Brett 6: Bernhard Roquette (1341)         –    Nikolas Nimptsch (1624)

Brett 7: Frank König (1510)                     –    Vladimir Dubrovin (1207)

Brett 8: Gisbert Heinicke (1284)              –    Hauke Raasch (1530)

(Hinweis: Der jeweils Erstgenannte spielte mit Weiß. Die aufgeführten DWZ-Zahlen sind zu dem Zeitpunkt des Wettkampfes auf den neusten Stand aktualisiert worden.)

Die dritte Mannschaft Oranienburgs hat bisher eine gute Saison gespielt, weshalb sie sich auch in der oberen Tabellenhälfte wiederfindet. Auffällig war, dass sie vor allem hinten aufstocken mussten, sodass man meinen kann, dass wir leicht die Favoriten waren. Schauen wir mal, wie es gelaufen ist:

Es war sehr erfreulich, dass wir Felix wieder in unseren Reihen begrüßen durften. Weniger schön war es, dass er dann nur zuschauen durfte, da Oranienburg nach sehr vielem Hin und Her letztendlich das 1. Brett freiließ – in der Hoffnung uns vielleicht nach hinten heraus noch schlagen zu können. Deswegen startete der Wettkampf erst gegen 10:10 Uhr, weil Oranienburg noch keine Namen in den Spielbericht eingetragen hat und man dazu nicht wirklich wusste, wer wo spielen soll. Solche Angelegenheiten der Organisation sollten auch für gewöhnlich schon eher erfolgen und nicht erst eine halbe Stunde vor Spielbeginn. Jedenfalls gingen wir durch den kampflosen Punkt direkt in Führung.

Justin machte seinem Gegner nach der Eröffnung ein Remis-Angebot, welches auch in ausgeglichener Stellung angenommen wurde.

Gefreut habe ich mich über eine Zusage von Robin, der uns bei diesem Derby gerne unterstützen wollte und dies auch tat. Er hatte einen soliden Spieler vor sich, der grundsätzlich nahezu keine Fehler macht. Robin kam gut aus der Eröffnung und bereitete allmählich einen Angriff auf den Königsflügel vor, wo sich der gegnerische König auch befand. Weiß begann seine Figuren zur Verteidigung zu formieren. Der schwarze Angriff wurde mit der Zeit so stark, dass über verschiedene Wege Materialgewinn drohte. Robin gewann die erste Figur sowie einen Bauer. Des Weiteren drohte ein Einschlag auf g2, dem der König so schnell nicht entfliehen konnte. Es kam wie es kommen musste: Mit einer zweizügigen Kombination gewann Robin mittels eines Abzugsschachs die gegnerische Dame, sodass mit den Worten „Nicht schlecht.“ die Aufgabe des Gegners erfolgte. Gratulation!

Die ersten zwei Partien waren beendet – es stand 2 ½ – ½ für uns. Und die nächsten Punkte sollten schon bald einfliegen:

Als Nächstes endete die Partie von Christopher. Für mich war das zum Teil etwas überraschend, da ich ihm maximal 5 Minuten zuvor noch gesagt habe, dass er Remis bieten und annehmen darf. Welch eine Ironie: Sein Gegner war es nämlich, der das Remis-Angebot abgab. Christopher überlegte da nicht lange und nahm bei ausgeglichener Stellung mit minimalen Raumvorteil sofort an.

Unser Frank K., der sich selbst bei bisher vier Punkteteilungen zum „Remis-König“ ernannt hat, zeigte heute, dass er zu mehr im Stande ist als nur Remis zu schieben. Von Anfang an dominierte er die Partie: Er drang in die gegnerische Stellung ein und räumte eine größere Anzahl an Bauern ab. Wenig später erfolgte noch ein Figurengewinn. Frank ließ nichts mehr anbrennen und führte seine Partie souverän zum Sieg!

Fast vier Stunden waren gespielt und bereits vier Partien entschieden. Beim derzeitigen Stand von 4 – 1 konnten wir sehr zufrieden sein, da wir ein Mannschafts-Remis schon einmal sicher hatten. Vielleicht war sogar mehr drin, denn Hauke, Frank W. und Nikolas spielten noch.

Frank W. stand zu dem Zeitpunkt allerdings nicht gut. Bereits in der Eröffnung griff Weiß mit dem Vorstoß einiger Bauern an. Es gelang ihm, auf f7 einzuschlagen und Franks König übers Brett wandern zu lassen. Er verlor Bauern und war mit seinem König nie wirklich sicher. Weiß hielt den Druck aufrecht und zwang Frank zur Aufgabe, da er vierzügig Matt drohte, welches nicht mehr zu verhindern war.

Die Verlängerung lief mittlerweile – maximal eine Stunde konnten die restlichen Partien noch gehen. Hauke und ich unterhielten uns während Frank W. noch kämpfte. Wir hatten es schon im Gefühl, dass er seine Partie höchstwahrscheinlich verlieren wird. Ich meinte zu Hauke, dass bei einem von uns mindestens ein halber Punkt rausspringen muss. Hauke schaute mich mit einem „Poker-Face“-Blick an und entgegnete trocken: „Oder wir gewinnen einfach beide.“ Ich muss gestehen, er ist mir sehr sympathisch. 😀 Seine Einstellung gefiel mir, weshalb ich auch grinsen musste. Er aber auch. 😀 Wir setzten uns wieder und weiter ging es.

Hauke mit schwarz spielend probierte sich mit einer neuen Eröffnung aus. Im Mittelspiel stellte sein Gegner einen Bauern ein, den Hauke dankend annahm. Nach einigen Rechnungen tauschten sich die Figuren und Bauern ab. Hauke ging mit einem Mehrbauern in ein Turmendspiel, welches sich noch in die Länge ziehen sollte. Mit einem falschen Bauernzug des Gegners konnte er einen zweiten Bauern erobern. Weiß versuchte eine ganze Weile noch Parole zu bieten und gab ein Schachgebot nach dem anderen, doch Hauke kam mit seinen Figuren langsam, aber sicher immer mehr der gegnerischen Grundreihe entgegen. Es erfolgte keine Bauernumwandlung mehr, denn der weiße König war so eingeengt worden, dass Hauke Matt drohen und Weiß dies nur mit dem Geben seines Turms verhindern konnte. An dieser Stelle reichte Weiß die Hand – somit war klar: Wir haben gewonnen!

Nichtsdestotrotz noch ein paar Worte zu Nikolas, der schon wieder als Letzter zugange war: Die Eröffnung lief ohne Probleme; im Mittelspiel konnte er auf der c- und d-Linie Druck aufbauen und Weiß zur Verteidigung zwingen. Nach Abtausch der Figuren kam man in ein Turm-Springer-Endspiel, in dem Nikolas durch positionelles Spiel einen Bauern auf dem Damenflügel gewann, welcher sich als entscheidend herausstellte. Forciert wurden erst die Springer, kurz darauf die Türme getauscht. Nikolas gab seinen Freibauern auf dem Damenflügel auf, rannte mit seinem König zu den weißen Bauern am anderen Flügel und räumte zwei ab. Der weiße König, der sich zuerst um den Freibauern kümmern musste, kam zu spät und die schwarzen Bauern waren unterwegs. Eine Umwandlung konnte nicht mehr verhindert werden, sodass auch hier die Aufgabe folgte.

Insgesamt stand am Ende ein überragender Sieg von 6 – 2 auf dem Spielberichtbogen! Wer hätte damit gerechnet? Ehrlich gesagt: Ich nicht, da Oranienburg III bisher nur einen Spieltag – den gegen den Tabellenführer ESV Eberswalde II – knapp mit 3 ½ – 4 ½ verloren hat. Ansonsten gewann man alle Punktspiele, meist auch sehr eindeutig. Nun, und jetzt kamen wir und bescherten Oranienburg III die höchste Niederlage. Es war auf alle Fälle eine überzeugende Vorstellung unserer 1. Mannschaft, da wir mit diesem Erfolg ein kräftiges Ausrufezeichen setzen konnten. Weiterhin ist folgende Tatsache interessant: In dieser Saison sind wir in allen Derby-Begegnungen ungeschlagen, denn gegen Oranienburg IV gewannen wir auch klar mit 6 ½ – 1 ½ und gegen den SC Oberkrämer gab es eine 4 – 4 Punkteteilung.

Ich danke allen Spielern, die unseren Verein vertreten und zu dem Erfolg beigesteuert haben! Wie geht es weiter? Nun, für uns ist jetzt erst mal Pause, da wir am 8. Spieltag (18.03.18) aufgrund der ungeraden Anzahl an Mannschaften in unserer Liga spielfrei haben. Da können wir uns einmal entspannt zurücklehnen und beobachten, wie sich die anderen gegenseitig „die Köpfe einschlagen“. In knapp zwei Monaten, präziser ausgedrückt am 15.04.18 werden wir erst wieder zu den Brettern gebeten. Dann bekommen wir Besuch von der zweiten Mannschaft aus Neuruppin, die momentan etwas schwächelt. Was erwartet einen Mannschaftsleiter wie mich in dieser „spielfreien Zeit“? Ruhe und Gelassenheit. Und zwei Hausarbeiten. Es interessiert bestimmt keinen, aber ich befasse mich auf geschichtlicher Ebene mit einem tiefgründigen Vergleich des Palastes von Diokletian in Split und der Villa Hadriana bei Tivoli unweit von Rom. Auf Ebene meiner Muttersprache werden zwei literarische Meisterwerke – „Abend“ von Andreas Gryphius und „Verfall“ von Georg Trakl – gegenübergestellt. Klingt nicht nur spannend, sondern ist es auch. Soviel unnütze Informationen zu meinem Leben. Dem Fachmann mit linguistischem Feingefühl fällt jetzt bestimmt auf, dass ich soeben zwei der vier Konversationsmaximen – das Maxime der Relevanz (Was du sagst, soll relevant sein) und das Maxime der Art und Weise (Fasse dich kurz, also keine unnötige Weitschweifigkeit) – verletzt habe. Es tut mir leid, nur ich verspürte das dringende Bedürfnis nach sozialer Anerkennung in der Gesellschaft. Dieses gehört im Übrigen ebenso zu den Maximen sprachlichen Handelns. Definitiv interessant wie alles so zusammenhängt, wenn man genauer auf seine eigenen schriftlichen und mündlichen Äußerungen achtet. Ich habe also doch etwas in meinem Studium gelernt. Und ihr Leser nun auch.

 

Nikolas Nimptsch

 

 

 

 

 

 

 

 

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