Spaß am Schach in Leegebruch
Bremer Stadtmusikanten

Bremer Silvester Open 2021

Nach Wolfenbüttel , dem Schach Open in Leer und der LEM von Brandenburg ging es zum Jahresende für mich nach Bremen zum „Bremer Silvester Open 2021“ vom 27.12. bis 30.12.2021. Dieses fand im ACHAT 4-Sterne-Hotel statt. Es war wohl das einzige deutsche Turnier, das noch in dieser „schwierigen“ Zeit stattfand. Und weil es so viel Spaß gemacht hat, möchte ich euch gerne davon berichten. Zudem bedanke ich mich ganz herzlich für die regelmäßige Unterstützung von den Leegebrucher Schachfreunden für Turniere dieser Art.

Turniererlebnisse

Ich habe noch nie zuvor ein besser organisiertes Turnier erlebt, vielen Dank hierfür an den Turnierveranstalter David Kardoeus und das große Team dahinter. Warum ich zu dieser Einschätzung komme, sollen die folgenden Punkte beispielhaft verdeutlichen:

  • Es gab für alle Spieler ein DGT-Brett nach Bundesliga-Standard und alle Spiele wurden live ins Internet übertragen

  • Die Ergebnisse und neuen Paarungen waren schnell verfügbar

  • Auf Wunsch konnte man sich die Paarungen per WhatsApp zusenden lassen

  • Impf-/Genesenzertifikate konnten im Vorfeld dem Veranstalter zugesendet werden

  • Man musste nicht zur Registrierung erscheinen, sondern konnte direkt zur 1. Runde kommen (vorausgesetzt, dass man das Startgeld überwiesen und den Impf-/Genesenenstatus vorher mitgeteilt hatte)

  • Die Spielbedingungen, Tische, Stühle und Abstände im Spielsaal des Hotels waren erstklassig

  • Es gab einen extra Analyse-Raum mit ausreichend Platz und Brettern

  • Es durften eigene Getränke zusätzlich zu dem Angebot der Hotelbar konsumiert werden

  • Die Rundenzeiten waren mit 10:00 und 16:00 Uhr sehr angenehm.

Dementsprechend war es wenig überraschend, dass die Ergebnisse für mich gut ausgefallen sind. Die Turnier-Atmosphäre hat sicherlich einen Beitrag dazu geleistet. Die nominell schlechter gerateten Gegner habe ich alle besiegt, leider aber auch gegen die meisten höher gerateten Gegner verloren. Jedoch konnte ich einen großen Erfolg erzielen mit einem Remis gegen den ehemaligen deutschen Meister u25 und u18, Jari Reuker (2437 Elo und 2437 DWZ).

Das Turnier hat erneut bestätigt, dass es für mich Richtung 2100 geht mit +11 Elo und +9 DWZ bei einer DWZ-Leistung von 2124. Am Ende landete ich mit 4,5 aus 7 möglichen Punkten auf dem 28. Platz. Insgesamt nahmen am Turnier 113 Spieler/innen teil. Details können unter dem folgenden Link angeschaut werden:
http://www.imperialchess.org/unser-open/bremer-silvester-open-2021/

Praktische Stellungen zum Nachdenken

An dieser Stelle möchte ich nun spannende Momente aus den Partien mit euch teilen und euch zum Mitmachen auffordern. Die Lösungen mit Erklärungen findet ihr am Ende des Berichts.

Nach Zug 10 erreichte weiß die folgende Stellung. Über welche ungewöhnliche Route ist der Springer nach g4 gekommen?

Stellung 1 aus der Partie Teichert (2063) - Reuker (2437)
Stellung 1 aus der Partie Teichert (2063) – Reuker (2437)

 

Nach Zug 50 erreichte weiß die Stellung 2. Was ist die schwarze Drohung und wie lautet die beste Fortsetzung (weiß am Zug).

Stellung 2 aus der Partie Teichert (2063) - Reuker (2437)
Stellung 2 aus der Partie Teichert (2063) – Reuker (2437)

 

Schwarz hat zwei Springer für Turm und Bauer am Königsflügel geopfert, um weiß anzugreifen. Wie kann weiß die schwarzen Angriffsideen stoppen und die beste schwarze Figur neutralisieren?

Stellung 3 aus der Partie Teichert (2063) – Hentrop (1783)
Stellung 3 aus der Partie Teichert (2063) – Hentrop (1783)

 

In Zug 34 möchte schwarz um die offene c-Linie kämpfen und eventuell auch Damen tauschen und dann Lc2 spielen, um die weißen Bauern auf b3 und a4 anzugreifen. Welche Idee hatte ich hierfür (weiß am Zug) vorbereitet und welche Fortsetzungen sollte weiß kalkulieren?

Stellung 4 aus der Partie Teichert (2063) – Strätker (1923)
Stellung 4 aus der Partie Teichert (2063) – Strätker (1923)

 

Nach der Zeitkontrolle im 40. Zug kann die Hoffnung von schwarz auf Gegenspiel mit dem nächsten weißen Zug gestoppt werden. Welcher weiße Zug ist gesucht?

Stellung 5 aus der Partie Teichert (2063) – Strätker (1923)
Stellung 5 aus der Partie Teichert (2063) – Strätker (1923)

 

von
Felix Teichert

Lösungen:

Stellung 1:

Ungewöhnliche Eröffnungen mit ungewöhnlichen Ideen führen manchmal zu ungewöhnlichen Routen wie dieser: Sa3-Sc4-Se5-Sg4. Normalerweise sollten Figuren in der Eröffnungsphase nicht mehrfach gezogen werden. Jedoch wurde diese Regel „bewusst“ sowohl von schwarz als auch von weiß missachtet, weshalb die ausgeglichene Diagrammstellung entstand.

Stellung 2:

Schwarz droht f3, wonach die zwei verbundenen schwarzen Freibauern die Partie entscheiden. Der beste Zug ist Lh5! mit der Fortsetzung Se5 gxf4 Sd3 f5 Kf6 Lg6 Se5.
Der zweitbeste Zug in der Ausgangsstellung ist gxf4, dieser minimiert aber die Gewinnchancen für weiß.

Stellung 3:

Weiß hat bereits Materialvorteil, da zwei Figuren meistens wertvoller sind, als ein Bauer und ein Turm. Weiß muss lediglich den schwarzen „Angriff“ stoppen mit Se5! Dies neutralisiert die beste schwarze Figur (der Läufer auf d6) und geht auch Drohungen wie g4 aus dem Weg.

Stellung 4:

Weiß spielte Lh3 mit der Idee den Springer auf e6 anzugreifen, der mit Schach hängt und die schwarze Dame auf c7 verteidigt. Dementsprechend verliert beispielhaft Dxc3?? Lxe6+ Kf8 Lxc3 oder es verliert auch Lf7?? Lxe6! Dxc3 Lxf7+ Kxf7 Lxc3.

Kalkulieren muss man noch folgende Variante: Lh3 g4?! fxg4 Dxc3 Lxc3 hxg4 Lxg4 und man kann nach Kf7 und einem späteren Lc2 die Bauern z.B. mit Ld1 verteidigen. Lh3 g4?! fxg4 Dxc3 Lxc3 Sg5 gxh5 Sh3+ Lc2 b4 axb4 Lxb4 Lxa4 Sxf4 verliert auch für schwarz.

Schwarz sah sich am Ende genötigt, nach Lh3 den passiven Zug Dd7 zu spielen. Was daraufhin später geschah, ist in Stellung 5 zu sehen.

Stellung 5:

h4! ist der beste weiße Zug in dieser Stellung. Nach h4 f3 folgt z.B. hxg5 fxg2 Sxe4 dxe4 Dc4+ nebst e6 und Lc1. In der Partie geschah h4 Lxg2 hxg5 f3 Dxa5. Der weiße König ist Dank des Springers auf f2 sehr sicher – alle Felder zum Eindringen sind gedeckt.

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