„Tradition wird fortgeführt“
Zwei Wochen ist der letzte Spieltag her, nun durfte unsere 1. Mannschaft wieder an die Bretter und den 3. Spieltag bestreiten. Mittlerweile das vierte Mal in Folge ging es nach Nauen, was für uns grundsätzlich ein gutes Pflaster ist, wenn man sich vor Augen führt, dass wir dort die letzten drei Spieljahre immer gewannen. Dementsprechend lag ein psychologischer Vorteil von Beginn an auf unserer Seite. Als wir dann die Aufstellung der zweiten Nauener Vertretung sahen, wurde klar, dass ein erneuter Sieg durchaus machbar war:
Brett 1: Volkmar Weiß (1904) – Erhard Busch (1598)
Brett 2: Ullrich Busch (1507) – Nikolas Nimptsch (1636)
Brett 3: Nadin Schiewe (1570) – Niclas Franz (1360)
Brett 4: Torsten Löbig (1464) – Frank Wessel (1589)
Brett 5: Angelina Jacoby (1496) – Matthias Löbig (1410)
Brett 6: Thomas Seelbinder (1686) – Frank König (1517)
Brett 7: Christopher Luthardt (1542) – Silas Sinka (1185)
Brett 8: Sven-Jonas Middendorf (1057) – Uwe Nemitz (1483)
(Hinweis: Der jeweils Erstgenannte spielte mit Weiß. Die aufgeführten DWZ-Zahlen sind zu dem Zeitpunkt des Wettkampfes auf den neusten Stand aktualisiert worden.)
Uwe wurde wie schon gegen Zehdenick als erstes fertig. Auch wenn er laut der Zahlen der Favorit war, galt es mit Vorsicht an die Partie heranzugehen. Sein Gegner, ein Nauener Nachwuchstalent, nahm schon Trainingseinheiten beim Großmeister Artur Jussupow. Nachdem ein Großteil des Materials getauscht wurde, ging Uwe in ein ausgeglichenes Endspiel, bei dem beide Seiten über zwei Türme und je einen Springer verfügten. Uwe gelang es, mittels einer Taktik eine Figur zu gewinnen, andernfalls wäre Weiß matt gegangen. Nach einer weiteren Kombination besaß Uwe einen ganzen Turm mehr. Mit diesem Vorteil ließ er nichts mehr anbrennen und holte den ersten vollen Punkt. 0 – 1 für Leegebruch.
Als nächstes fand die Partie von Volkmar ihr Ende. Nach einer Ungenauigkeit verlor Schwarz noch in der Eröffnung den ersten Bauern. Volkmar sicherte sich viel Raum und verschaffte sich einen Vorposten auf e6, ebenso führte er seinen Springer nach b6. Seinem Gegner gelang es bis zum Endspiel nicht, sich vollständig zu entwickeln und musste sich ständig mit stark eingeschränkter Bewegungsfreiheit herumschlagen. Mögliche Befreiungsversuche wurden von Volkmar unterbunden; er blockierte alle gegnerischen Bauern, sodass Schwarz am Ende nahezu keine Züge mehr zur Verfügung hatte. Es erfolgte die Aufgabe, da Weiß über verschiedene Wege noch weiter in die schwarze Stellung eingedrungen wäre, als er es ohnehin schon war, und entscheidender Materialverlust drohte. 0 – 2 für Leegebruch.
Überraschenderweise hatte Frank K. den nominell stärksten Gegner erwischt – und das am 6. Brett! Mittels seiner sicheren Spielweise glich er nach der Eröffnung schnell aus. Figuren wurden getauscht; keinem Spieler gelang es zudem, Fortschritte zu machen oder Material zu gewinnen. In sogar leicht besserer Stellung (Weiß besaß einen Doppelbauer auf der c-Linie, welcher von Schwarz gelegentlich angegriffen wurde) bot Frank dann Remis an, welches sein Gegenüber auch annahm. Er baute damit unsere Führung auf ½ – 2 ½ aus.
Christopher gelang es, mit zwei Mehrbauern ins Endspiel zu gehen. Leider verlor er beide wieder und musste sich gegen ein stark gewordenes Läuferpaar des Gegners wehren. Schwarz wusste, wie er vorgehen musste und konnte aufgrund minimal aktiverer Figuren etwas Druck auf die weiße Stellung ausüben. Christopher gab in ausgeglichener Stellung ein Remis-Angebot ab, welches Silas Sinka, ein weiteres Nachwuchstalent aus Nauen, nicht ausschlug. An dieser Stelle möchte ich gerne den beiden jungen Nauener Nachwuchsspielern Sven-Jonas Middendorf und Silas Sinka ein Lob aussprechen: Ihr seid auf einem guten Weg, weiter so! Soviel noch dazu. Jedenfalls, nun stand es 1 – 3.
Nikolas kam mit Entwicklungsvorsprung und besserer Stellung aus der Eröffnung, tat sich aber schwer, dies direkt auszunutzen. Interessanterweise gab es einen Moment, wo etwas machbar war. Nikolas hatte dies auch im Gespür, nur er beschäftigte sich damit genau einen Zug zu spät, wo es leider nicht mehr ging. Ohnehin war es nicht so leicht, eine geeignete Fortsetzung zu finden. Jedenfalls schaffte es Weiß, sich zu konsolidieren und am Damenflügel Raum zu gewinnen. Es kam zu folgendem Endspiel: Beide Spieler besaßen einen Springer, einen Läufer mit der gleichen Feldfarbe und insgesamt fünf Bauern, wobei Weiß eine Bauernmehrheit am Damenflügel und Schwarz eine am Königsflügel hatte. Nikolas musste sich leider mit einer potentiellen Schwäche herumschlagen, versuchte aber mit Gegenspiel am Königsflügel sein Glück. Zwei frühe Remis-Angebote von Weiß lehnte er ab; jedoch ergab sich dann eine Möglichkeit zur dreifachen Stellungswiederholung, welche sein Gegner ebenso in Betracht zog. So kam auch hier eine Punkteteilung zustande. Angelina stand zu dem Zeitpunkt etwas besser und Frank W. auf Gewinn. Bei dem derzeitigen Stand schien der zusätzliche halbe Punkt definitiv förderlich zu sein. 1 ½ – 3 ½.
Ich war gerade dabei, mein Ergebnis auf dem Spielberichtsbogen zu notieren, da reichte man sich direkt neben mir die Hand. Auch Nadin wickelte in ein Remis ab. Ihr unmittelbarer Ausspruch dazu: „Ich habe gesehen, dass du Remis gemacht hast. Also dachte ich mir, ich kann das jetzt auch machen.“ Klar, warum nicht? Schließlich stand damit fest, dass unsere Mannschaft nicht mehr verlieren konnte; die Stellung befand sich zudem auch im Gleichgewicht. 2 – 4 für Leegebruch.
Es war nun kurz vor 13 Uhr; nun kam alles Schlag auf Schlag. Wie schon erwähnt stand Angelina besser. Erstaunlich war, wie aggressiv sie dieses Mal vorging. Nach der Eröffnung begann sie, einen Angriff am Königsflügel zu starten, da sich dort der schwarze König befand. Auf Drohungen ihres Gegners entgegnete sie mit einem Gegenangriff und fuhr damit auf langfristige Sicht besser. Stück für Stück verbesserte sich ihre Stellung und ihre Figuren fanden optimale Felder. Mit dem Zug 19. g4 waren die weißen Absichten klar: Die schwarze Königsstellung sollte aufgerissen werden. Infolgedessen machte ihr Gegenüber mehrere Ungenauigkeiten: Zuerst verlor er durch eine Taktik den ersten Bauer, kurz darauf viel die Stellung von Schwarz in sich zusammen, da Angelina mittels eines vorübergehenden Springeropfers an den gegnerischen König kam und einen Turm gewann. Nach dem Tausch der Damen blieben eine geschwächte Bauernstruktur und inaktive Figuren auf schwarzer Seite zurück, dazu noch der Qualitätsnachteil. An dieser Stelle reichte Schwarz die Hand, da nach und nach die Bauern am Königsflügel verloren gegangen wären und ein schnelles Aktivieren der verbliebenen Figuren nicht möglich war. Damit stand fest: Wir haben gewonnen!
Zwei Minuten später endete auch die letzte Partie des Tages. Frank W. setzte seinen Gegner von Beginn an unter Druck. Früh verschaffte er ihm eine schlechte Bauernstruktur und gewann den ersten Bauern; wenig später infolge einer Kombination dann einen zweiten. Beide Spieler brachten alle ihre noch vorhandenen Figuren zum Königsflügel. Es entstand eine scharfe Stellung, in der sich Weiß dazu entschloss, seinen Springer zu geben, um Franks Königsstellung aufzureißen. Er gab noch beide Türme hinterher und bekam dafür Franks Dame. Das Endspiel war etwas außergewöhnlich, da man sowas nicht so oft auf das Brett bekommt: Weiße Dame und fünf Bauern gegen zwei schwarze Türme, einen Läufer und ebenso fünf Bauern. Hier zeigte Frank Stärke: Er spannte ein Mattnetz und gewann seine Partie souverän. Glückwunsch!
Am Ende steht ein überragender Sieg von 2 – 6 auf dem Spielberichtsbogen. Wir haben die Tradition fortführen und im Hinblick auf letzte Saison, wo die Begegnung Nauen II gegen Leegebruch 2 ½ – 5 ½ ausging, sogar noch eine Schippe drauflegen können. In Gefahr befand sich unser Erfolg zu keiner Zeit; im Gegenteil: Er hätte durchaus noch höher ausfallen können. Festgehalten werden kann, dass dies definitiv eine starke Mannschaftsleistung war, da nicht eine einzige Partie verloren ging. In der Tabelle bleiben wir damit zusammen mit Rathenow weiter vorne und besitzen weiterhin eine weiße Weste. Zudem kann ich mich nicht erinnern, dass wir schon einmal die ersten drei Spieltage einer Saison gewonnen haben.
Zwischenstand nach der 3. Runde:
Platz | Mannschaft | S | R | V | MP | BP | BW |
1 | Schachclub Rathenow | 3 | 0 | 0 | 6 – 0 | 15,5 | 65,5 |
2 | Leegebrucher Schachfreunde | 3 | 0 | 0 | 6 – 0 | 15 | 67 |
3 | Schachclub Havelland | 2 | 0 | 1 | 4 – 2 | 14 | 68 |
4 | Schach-Club Wittstock | 2 | 0 | 1 | 4 – 2 | 13,5 | 63,5 |
5 | SV Wusterhausen | 2 | 0 | 1 | 4 – 2 | 12 | 51 |
6 | Schachclub Oberkrämer | 1 | 1 | 1 | 3 – 3 | 12,5 | 57 |
7 | Schachclub Oranienburg III | 1 | 0 | 2 | 2 – 4 | 13,5 | 63 |
8 | SV Hellas Nauen II | 0 | 1 | 2 | 1 – 5 | 7,5 | 25 |
9 | Schachfreunde Zehdenick 76 | 0 | 0 | 3 | 0 – 6 | 8,5 | 37,5 |
10 | TSG Neuruppin | 0 | 0 | 3 | 0 – 6 | 8 | 42,5 |
Ich danke allen Spielern, die unseren Verein vertreten haben. Vielen Dank auch an die zahlreichen Mitfahrgelegenheiten bei Christopher, Uwe und Volkmar! Den Abschluss des Jahres 2018 bildet der 4. Spieltag am 16.12.2018. Bei diesem dürfen wir im Lokalderby gegen den SC Oberkrämer antreten. Diese Begegnung ging die letzten vier Jahre immer 4 – 4 unentschieden aus. Die Tradition soll nicht mehr weiter fortgeführt werden. Wir haben uns vorgenommen, das nun zu ändern; zumal hatten wir den Sieg schon letztes Jahr in den Händen, jedoch fehlte am Ende das entscheidende Kännchen Glück. Wir sind im Moment gut drauf, sodass ich dem positiv entgegenblicke.
Nikolas Nimptsch